Das Kontinenz-Infoportal
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Schwangerschaft und Blasenschwäche

Wie Sie die vielleicht schönste Zeit Ihres Lebens noch besser genießen können

Sie bekommen ein Baby – wie schön! Mit einer Schwangerschaft sind viele Glücksgefühle verbunden. Allerdings nicht selten leider auch unangenehme Beschwerden, wie etwa eine Harninkontinenz. Wir als Experten der Deutsche Kontinenz Gesellschaft geben Ihnen hier Tipps für Ihren Alltag, damit auch bei Ihnen das gute Gefühl dieses neuen Lebensabschnittes überwiegt.
Sie sind mit Ihrem „Problem“ übrigens nicht allein: Bereits während der Schwangerschaft tritt bei den meisten Frauen eine Blasenschwäche auf. Das liegt u. a. an der vermehrten Bildung des Hormons Progesteron, welches das Gewebe und damit auch Ihre Muskulatur weicher und elastischer macht. Was gut für die Geburt ist, kann jedoch im Vorfeld auch eine Blasenschwäche auslösen. So muss der Beckenboden in der Schwangerschaft eine Menge mehr Gewicht tragen. Sie spüren das vor allem beim schweren Heben, Niesen oder Lachen. Die Schließmuskeln der Blase spannen sich weniger gut an – es tröpfelt. Und mit jedem Tag drückt Ihr Ungeborenes in der Gebärmutter mehr auf die Blase, die sich nicht mehr so füllt, wie früher. Die Folge: Wo Sie früher entspannt durch die Stadt flanierten, halten Sie jetzt deutlich häufiger nach einer Toilette Ausschau! Ursächlich dafür ist der raumfordernde Prozess in Ihrem Unterleib.
Als Fachärzte der Deutsche Kontinenz Gesellschaft haben wir hier die wichtigsten Tipps für Ihre Schwangerschaft und natürlich auch die Zeit nach der Geburt für Sie zusammengefasst.

Lesen Sie mehr zu den Hintergründen Ihrer Blasenschwäche und nutzen Sie die wertvollen Tipps unserer Experten, um Ihre Schwangerschaft und die ersten Wochen und Monate mit Ihrem Baby in vollen Zügen genießen zu können.

Manchmal können Sie Einfluss nehmen, manchmal nimmt die Natur ihren Lauf: Wenn etwa bereits Ihre Mutter während der Schwangerschaft inkontinent war, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch Sie in der Zeit bis zur Geburt noch besser auf sich achten müssen.
Neben der Genetik ist ein von Haus aus schwacher Beckenboden ebenfalls ein Risikofaktor für eine Inkontinenz während der Schwangerschaft. Zusätzlich spielen ein hohes Geburtsgewicht des Kindes, der Verlauf und die Dauer der Geburt und Dinge wie ein Dammschnitt eine Rolle Wie gut Sie Ihre Inkontinenz nach der Geburt in den Griff bekommen und wie lange das dauert, können selbst wir als Experten nicht genau sagen.
Was wir Ihnen mitgeben möchten: Starten Sie bereits frühzeitig und weit vor der Schwangerschaft mit der Stärkung Ihrer Körpermitte. Zudem leisten Sie einen großen Beitrag zur Vermeidung einer Inkontinenz, wenn Sie komplett aufs Rauchen verzichten – für Ihr Baby und einen starken Beckenboden. Achten Sie zusätzlich auf eine gesunde Ernährung und vermeiden Sie Übergewicht. Sportliche Betätigung hält Sie nicht nur fit: Yoga, Gymnastik – kurz Bewegung fast jeder Art – kräftigen Ihren Beckenboden ebenfalls.

Inkontinenz nach der Schwangerschaft

Wir von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft können Ihnen versichern: bei sehr vielen Frauen zeigt sich nach der Geburt eine vorübergehende Inkontinenz. Das liegt am geschwächten Beckenboden, den es langsam wieder zu stärken gilt. Gelingt Ihnen das, verschwinden die Beschwerden binnen weniger Wochen von selbst. Sollten bei der Geburt Muskeln- oder Nerven verletzt worden sein, kann dies ebenso eine vorübergehende Inkontinenz verursachen wie ein Dammriss oder Dammschnitt. Sind die Verletzungen verheilt, und haben sich überdehnte Muskeln und Sehnen erholt, wird auch die Inkontinenz schwächer. Haben Sie Geduld mit Ihrem Körper. Er hat in den vergangenen neun Monaten viel geleistet. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen oder der Hebamme, ab wann Sie wieder nach einer Geburt den Beckenboden trainieren dürfen.
Sollten Ihre Beschwerden länger anhalten, empfehlen wir den Besuch bei Ihrem Gynäkologen oder z. B. in einem zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum oder einer anerkannten Beratungsstelle. Hier können Experten Ihre Situation beurteilen und im Bedarfsfall z. B. spezielle Physiotherapie empfehlen.
Scheuen Sie sich auch nicht vor einem fachärztlichen Rat, falls Sie Schwierigkeiten mit Stuhlinkontinenz haben. Sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt verlieren manche Frauen ungewollt Darmgase oder Stuhl. Auch hier ist Ihr Gynäkologe ein versierter Ansprechpartner, der dieses Thema häufiger bespricht, als Sie es vielleicht denken.

Soforthilfe

  • Trinken Sie ausreichend Wasser und ernähren Sie sich ballaststoffreich. So vermeiden Sie eine Verstopfung, die Ihren Beckenboden beim Pressen zusätzlich schwächen kann.
  • Lassen Sie sich Zeit beim Wasserlassen und entleeren Sie Ihre Blase beim Toilettengang vollständig – ein leichtes Nachvorne-Beugen unterstützt diesen Vorgang.
  • Beim Lachen, Niesen oder Becken hilft es, die Beine zu überschlagen oder / und den Beckenboden anzuspannen.
  • Stehen Sie abwechseln auf Ihren Beinen und nicht auf der Stelle.
  • Verzichten Sie aufs Rauchen.
  • Bewegen Sie sich ausreichend und achten Sie auf gesunde Ernährung.

Langzeittipps:

  • Stärken Sie Ihre Körpermitte: Mit Beckenbodentraining lassen sich Ihre Beschwerden häufig eindämmen und im besten Fall gänzlich vermeiden. Beginnen Sie deshalb frühzeitig.
  • Es gibt spezielles Beckenbodentraining für Schwangere – ein guter Weg, um einer Inkontinenz vorzubeugen, wenn der Nachwuchs auf der Welt ist. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Geburts-vorbereitungskurs danach; häufig sind hier Übungen integriert.