Das Kontinenz-Infoportal

Unsere Fragen an die Politik

Prüfsteine des Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. zur Bundestagswahl

Die Wahl zum 21. Deutschen Bundestag wirft ihren Schatten voraus – am 23. Februar 2025 sind mindestens 59,2 Millionen Deutsche (Quelle: Statistisches Bundesamt) aufgefordert, ihre Volksvertretung neu zu wählen. 10 Millionen von ihnen sind von Inkontinenz betroffen. Wir, die Deutsche Kontinenz Gesellschaft, nehmen die Politik in die Pflicht, diese Menschen ernstzunehmen und haben allen aussichtsreichen Parteien einen Fragenkatalog vorgelegt.

Inkontinenz ist eine Volkskrankheit. Etwa jeder 9. Deutsche ist davon betroffen. Mit der Diagnose Inkontinenz leben in Deutschland in etwa so viele Personen, wie mit dem statistisch besser erfassten Diabetes mellitus. Speziell unter Frauen ist Harninkontinenz die weit verbreitetste Erkrankung noch vor Hypertonie, Herzinsuffizienz, Depression und Diabetes. Seit einigen Jahren zeigt sich, dass die Versorgung von Menschen mit Inkontinenz im aktuellen Gesundheitswesen nicht mehr adäquat gewährleistet ist. Dies ist auch auf einen Fehlanreiz im Vergütungssystem zurückzuführen. Inkontinenz ist keine harmlose Alterserscheinung, sondern eine ernsthafte Erkrankung mit enormen Auswirkungen für die Betroffenen. Unbehandelt ist diese Erkrankung mit hohen sozioökonomischen Kosten verbunden. Diese Kosten sind vermeidbar, denn die Heilungschancen liegen bei 80-90 Prozent.

Vor diesem Hintergrund begleiten wir als Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. für unsere Mitglieder die Bundestagswahl 2025.

Dazu gehört auch die Abgleichung zentraler Forderungen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. zum Thema Inkontinenzversorgung mit den Positionen der demokratischen Parteien.

Konkret stellten wir diese acht Fragen:

  1. Unterstützt Ihre Partei die Aussage, dass das Gesundheitsthema Inkontinenz in der gesundheitspolitischen Agenda stärkere Berücksichtigung finden muss? Sind Sie bereit sich für die Etablierung einer Nationale Inkontinenz Strategie einzusetzen und befürworten Sie die Etablierung eines Expert:innengremiums zur Maßnahmenentwicklung?
  2. Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass in der aktuellen Vergütung der sich beruflich mit Diagnostik und Therapie er Inkontinenz beschäftigenden Berufsgruppen verstärkt finanzielle Anreize für die Behandlung von Inkontinenzerkrankungen gesetzt werden? Welche Änderungen planen Sie in der Vergütungsstruktur, um Anreize für die Behandlung von Inkontinenzerkrankungen zu schaffen?
  3. Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, die Vergütung der Urodynamikuntersuchungen – eines der wesentlichen Diagnostikinstrumente zur Feststellung der Inkontinenzform und damit wesentliche Voraussetzung für die Therapiefestlegung – über ein zusätzliches Budget sicherzustellen?
  4. Unterstützt Ihre Partei eine Aufklärungskampagne zur Enttabuisierung von Inkontinenz und Erkrankungen des Beckenbodens? Welche Präventionsprogramme planen Sie, um das Bewusstsein für Inkontinenz zu stärken und die Gesundheitserziehung im Bereich Beckenboden zu verbessern?
  5. Die Qualität der medizinischen Versorgung ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Unterstützt Ihre Partei das Prinzip Pay for Performance (P4P) im Gesundheitswesen und sofern Sie dieses Prinzip unterstützen, wie will ihre Partei dieses Prinzip in der Behandlung von Inkontinenz und Beckenbodenerkrankungen umsetzen?
  6. Wie beurteilen Sie die Vergütungspauschalen für Inkontinenzhilfsmittel und sehen Sie Handlungsbedarf? Wird sich Ihre Partei sich dafür einsetzen, dass künftig die Hilfsmittelberatung (gemäß S2k-Leitlinie Hilfsmittelberatung https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-054) vergütet wird?
  7. Wird Ihre Partei die Förderung digitaler Gesundheitsanwendungen in Prävention und Therapie unterstützen?
  8. Welche Maßnahmen werden Sie im Zusammenhang mit digitalen Gesundheitsanwendungen verfolgen?

Darüber hinaus haben wir als Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. einen Flyer herausgegeben, der die Herausforderung Inkontinenz so kurz und knapp wie klar und deutlich adressiert und Handlungsempfehlungen an die Hand gibt. Außerdem machen wir mittels dieses Flyers auf die Ursachen der aktuell unzureichenden Behandlung aufmerksam. Mit einem Klick hier oder auf das hier abgebildete Cover des Flyers können Sie sich den Flyer herunterladen.

Inkontinenz betrifft über zehn Millionen Menschen in Deutschland. Die 1987 gegründete Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. ist die einzige medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich auf Prävention, Diagnostik und Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Beckenbodenstörungen spezialisiert hat. Mit 2500 Fachexpert:innen aus Urologie, Gynäkologie, Chirurgie, Neurologie, Pädiatrie, Pflege, Physiotherapie und Pharmazie fördert sie die Qualitätssicherung in der Behandlung und Beratung. Die Gesellschaft anerkennt bundesweit ärztliche Beratungsstellen und zertifiziert gemeinsam mit anderen medizinischen Fachgesellschaften die Kontinenz- und Beckenbodenzentren sowie IC-Zentren. Aktuell gibt es 1120 Beratungsstellen, 54 Kontinenz- und Beckenbodenzentren und 11 IC-Zentren. Regelmäßige Kongresse und Bildungsangebote unterstützen den Wissenstransfer in die Praxis.

Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF).