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Schwerpunktsitzung Multiple Sklerose – Die Behandlung funktioneller Störungen 

Betrachtung der neurogene Blasenfunktionsstörung und der Fehlsteuerung des Darms im Zusammenhang mit Multipler Sklerose.

Frankfurt, 04. November 2023 – Gemeinsam mit der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft widmet sich die Deutsche Kontinenz Gesellschaft auf ihrem 34. Kongress in Leipzig in einer gesonderten Schwerpunktsitzung dem Thema Multiple Sklerose. Nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft leiden 90 % der MS-Betroffenen im Verlauf ihrer Erkrankung an Blasenfunktionsstörungen und 70% an Darmstörungen. Grund genug für die beiden medizinischen Fachgesellschaften sich auf dem diesjährigen Kontinenz Kongress der Versorgung dieser spezifischen Patientengruppe zu widmen

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche degenerative Autoimmunerkrankung des Nervensystems 

Aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Verläufe und Symptome wird die Erkrankung auch als „Krankheit mit den tausend Gesichtern“ bezeichnet“. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, die auch das nationale Multiple Sklerose Register verantwortet, gibt an, dass etwa 280 000 Menschen in Deutschland an MS erkrankt sind.

Etwa ein Drittel der Betroffenen zeigen im Erkrankungsverlauf dabei funktionelle neurologische Symptome. Das sind wiederkehrende bzw. anhaltende Symptome, die auf keinen klaren organmedizinischen Befund zurückzuführen sind und die allein oder zusätzlich zu einer organisch neurologischen Erkrankung auftreten können.  So zeigt sich, dass 50-90% der MS Betroffenen an Blasenstörungen leiden, 70% der Betroffenen an einer Störung der Darmfunktion, wie Verstopfung oder Stuhl-Inkontinenz. Dabei leiden MS-Betroffene eher an Verstopfung, seltener an einer Inkontinenz des Darms. Hinzukommen, dass 40-80% der Frauen und 50-90% der Männer mit MS über sexuelle Probleme berichten. Die hier beschriebenen Themen rufen die Expert:innen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. auf den Plan. 

Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft haben sich mit dieser Schwerpunktsitzung zum Ziel gesetzt, die Thematik der funktionellen Störungen bei MS, auf dem Kontinenz Kongress 2023 einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. 

„Wir wissen, dass die neurologische MS Erkrankung häufig mit sehr unterschiedlichen Funktionsstörungen einhergeht. Für uns Inkontinenz-Spezialist: innen in der Deutschen Kontinenz stehen die Blasen- und Darmstörungen im Fokus. Wie die MS diese Störungen auslöst, ist im Detail nicht geklärt und im Einzelfall mitunter schwer zu diagnostizieren. Als hilfreich erweist sich ein interdisziplinärer Ansatz“ erläutert Professor Dr. med. Andreas Wiedemann das besondere Interesse der Deutschen Kontinenz Gesellschaft an diesem Thema. Professor Dr. med. Andreas Wiedemann ist 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft und Chefarzt der Urologischen Klinik am Ev. Krankenhaus Witten gGmbH, wo sich auch ein interdisziplinäres, zertifiziertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum befindet. 

Die Ursache etwa für die bei MS häufig auftretende neurogene Blasenfunktionsstörung wird in der Schädigung von Nervenbahnen gesehen. Je nach Lokalisation der Nervenschädigung kommt es zu unterschiedlichen funktionellen Störungen und Fehlsteuerungen. Typische Symptome sind ein plötzlicher unkontrollierbarer Harndrang und auch unfreiwilliger Harnverlust; aber auch häufig das Gegenteil – eine erschwerte Entleerung der Blase oder eine Unteraktivität der Blase und eine verzögerte Blasenentleerung können die Folge sein. 

Was die Störung der Darmfunktion betrifft, werden diese im somatischen und vegetativen Nervensystem gesucht. Die Steuerung des Darms erfolgt durch das enterische Nervensystem, d.h. durch Nervengeflechte in und außerhalb der Darmwand.  Eine dieser Nervengeflechte kann zu einer Störung der Verdauungsfunktionen führen.

 „Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Funktion etwa der ableitenden Organe wieder herzustellen. Das kann uns nur gelingen, wenn unterschiedliche Disziplinen eng zusammenarbeiten, wie etwa in unseren zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentren. Wichtig ist für uns auch der enge Austausch mit Neurologen. Wir laden neurologische Fachärzte und Fachärzt:innen ein, sich unserer Fachgesellschaft anzuschließen“, so Professor Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft. 

Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft ist eine der wenigen interdisziplinären medizinische Fachgesellschaft, mit dem Fokus der Förderung der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz und Erkrankungen des Beckenbodens. 

Die Behandlung von an Multiple Sklerose Erkrankten gehört in der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zu einem wichtigen Thema. Auch deshalb ist die enge Zusammenarbeit mit der Multiple Sklerose Gesellschaft für die Weiterentwicklung von Diagnose und Therapie und für die Versorgungssituation der von MS betroffenen Menschen von großer Bedeutung. Es geht in der Deutschen Kontinenz Gesellschaft immer um ein umfassendes, interdisziplinäres und multiprofessionelles Bild.

In der Schwerpunktsitzung des 34. Kongresses der Dt. Kontinenz Gesellschaft werden deshalb nicht nur die Funktionsstörungen von Blase und Darm betrachtet, es wird insgesamt ein Blick auf mögliche funktionelle Störungen geworfen und es wird beispielsweise auch das Thema „Fatigue und neurourologische Betreuung bei Multipler Sklerose“ vorgestellt. Die Fatigue gehört zu den häufigsten Symptomen der MS Erkrankten, 70-90% der MS-Erkrankten kennt das Erschöpfungsgefühl. 

Darüber hinaus wird das wichtige Thema „Schwangerschaft bei Multipler Sklerose“ näher beleuchtet.  Die MS Erkrankung schließt eine Schwangerschaft nicht grundsätzlich aus. Wichtig ist jedoch eine gute Begleitung der Patientinnen gegebenenfalls schon vor und jedenfalls während der Schwangerschaft, denn in der Regel sind die verlaufsmodifizierenden MS-Therapien sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Vor diesem Hintergrund geht es darum, den Kongressteilnehmer:innen  umfassende Informationen zu diesem Thema zu vermitteln und eine fachliche Diskussion zu fördern. Dieser aktive Wissenschaftstransfer gehört zu den zentralen Aufgaben der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.

Pressekontakt der Deutschen Kontinenz Gesellschaft
Rebecca Donner

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 069 – 795 88 393

Mobil: 0173 6621277

E-Mail: presse@kontinenz-gesellschaft.de

Website: www.kontinenz-gesellschaft.de 

Inkontinenz ist eine Volkskrankheit: Es gibt in Deutschland über zehn Millionen Betroffene. Die
Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V. (DKG). ist eine gemeinnützige interdisziplinäre medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich seit 1987 für die Förderung der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz bei Erwachsenen und Kindern einsetzt. Unter www.kontinenz-gesellschaft.de finden Betroffene und Angehörige wertvolle Informationen sowie örtliche Adressen von anerkannten ärztlichen Beratungsstellen sowie zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentren. Durch die Zertifizierung von Kontinenz- und Beckenbodenzentren und durch regelmäßige Fortbildungs-Veranstaltungen trägt die DKG maßgeblich zur Qualitätssicherung in der Behandlung und Beratung von Menschen mit Inkontinenz bei.