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Die Lust am Reisen – auch bei Inkontinenz

Die wichtigsten Praxistipps für Betroffene

Frankfurt, 31.07.2024. Inkontinenz ist kein Grund sich die Lust am Reisen verderben zu lassen. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft gibt Empfehlungen, wie das Reisen bei Inkontinenz gestaltet werden kann. Menschen mit Inkontinenz sollen am Leben teilhaben und wie jeder andere den Urlaub frei gestalten können. Wesentliche Aspekte, damit dies gelingen kann, sind die eigene Einstellung des Betroffenen, eine offene Kommunikation und eine optimale Reiseplanung. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. setzt sich dafür ein, dass Menschen, die von Inkontinenz betroffen sind, sich nicht länger in den eigenen vier Wänden verstecken.

Die Angst vor der eigenen Inkontinenz, die Mitnahme von Hilfsmitteln, Warteschlangen am Flugzeuggate, lange Autofahrten, unerwartete Staus und hygienisch bedenkliche Toiletten können für Menschen mit Harninkontinenz oder überaktiver Blase zu einer Herausforderung auf Reisen werden. Doch gute Planung und einige einfache Maßnahmen können Abhilfe schaffen.

„Für uns ist es wichtig, dass Menschen mit Inkontinenz am Leben teilhaben. Niemand soll sich in den eigenen vier Wänden verstecken. Für viele Menschen gehören Reisen zur Lebensqualität. Wir wollen Betroffene ermutigen, sich das Reisen nicht nehmen zu lassen. Bei guter Planung und einem offenen Umgang mit der Thematik ist jede Reise möglich“, so Professor Dr. med. Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.

Die Experten der Deutschen Kontinenz Gesellschaft haben deshalb die wichtigsten Praxistipps für Betroffene zusammengestellt, damit es eine schöne Reise werden kann:

1. Stress reduzieren – Ihre Einstellung macht den Weg frei

Was macht Ihnen Angst? Was befürchten Sie? Was verursacht den Stress? Diese Fragen sollten zunächst persönlich und individuell beantwortet werden. Die Akzeptanz der eigenen Situation, erleichtert den Umgang und macht den Weg frei für eine optimale Reiseplanung. Jede Reise hat Herausforderungen. Es geht darum, diese anzunehmen.

2. Planung ist das A&O

Eine Reise will immer gut geplant sein. Dies gilt im Falle der Inkontinenz aber ganz besonders. Wichtig ist es, die Reise im Vorfeld mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Spezialisierte ärztliche Ansprechpartner finden sich unter den anerkannten ärztlichen Beratungsstellen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft (https://www.kontinenz-gesellschaft.de/expertensuche/. Im Gespräch sollte insbesondere die Versorgung mit Hilfsmitteln und Medikamenten geklärt werden, aber auch die Reiseapotheke und der Umgang mit Hilfsmitteln.

Wenn es darum geht, was in den Koffer kommt, ist es zu empfehlen, im Vorfeld eine Checkliste zu machen. Dabei ist es hilfreich den eigenen Tagesablauf zu beobachten. Jeder Handgriff ist ein Hinweis für Ihre Planung und ein Punkt für Ihre Packliste

3.Beruhigung durch Notfalltasche und Notfallplan

Packen Sie eine Notfalltasche als Handgepäck. Mitzunehmen sind ausreichend Inkontinenzeinlagen und Hilfsmittel. Sollte eine Flugreise geplant werden, dann sind Hilfsmittel für mindestens drei Tage einzupacken, denn das Gepäck könnte verloren gehen. In der Notfalltasche sollten darüber hinaus feuchte Tücher, Einweg Toilettenauflagen oder Desinfektionstücher mitgenommen werden. Auch geruchsneutralisierende Beutel für gebrauchte Hilfsmittel sollten eingepackt werden. Wichtig ist Ersatzwäsche.

Für den Notfallplan sind Kontaktdaten von Ärzten und Sanitätshäusern am Urlaubsort zusammen zu stellen. Genutzt werden können auch hilfreiche Apps, die das Leben erleichtern, wie Sprachübersetzer Apps oder Toiletten-Finder Apps.

4. Wählen Sie das Verkehrsmittel Ihrer Wahl und bereiten Sie sich darauf vor

Wird der PKW genutzt, bietet es sich an, im Vorfeld die Route zu planen und eben auch regelmäßige Stopps einzulegen. Die Tankstelle Ihrer Wahl können Sie im Vorfeld bei Google Maps suchen, auch der ADAC bietet eine Übersicht über die Rastplätze. http://maps.adac.de. Für Stausituationen gibt es für Männer Urinflaschen und auch für Frauen gibt es Urinale. Und wer ganz sicher gehen will, dass er nicht an der Schlange für die Toiletten anstehen muss, kann sich den Euroschlüssel besorgen. Dieser ermöglicht europaweit Zugang zu Behindertentoiletten. Zu beziehen ist der Schlüssel beim CBF Darmstadt (https://www.cbf-da.de/euroschluessel.html) Meist wird hierfür ein Attest gefordert.

Wenn das Flugzeug das Verkehrsmittel der Wahl ist, nutzen Sie die Priority Behandlung. Das kann beim Check In die Wartezeit verkürzen und Sie können vor allen anderen Reisegästen das Flugzeug betreten. Wenn Sie Ihren Sitzplatz auswählen, wählen Sie diesen gezielt in der Nähe der Toilette.

Übergepäck zu buchen ist immer möglich. Und diese Möglichkeit sollte genutzt werden. Viele Gesellschaften bieten aber auch die Mitnahme von medizinischem Sondergepäck an. Es ist daher wichtig, sich im Vorfeld mit der Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen.

Um die Abfertigung am Flughafen zu erleichtern, sollte man ein ärztliches Attest über den Bedarf an Hilfsmitteln und Medikamenten mitführen. Für bestimmte Produkte gibt es als Formular hierfür einen häufig mehrsprachig formulierten Hilfsmittelpass. Wichtig ist es offen mit den Hilfsmitteln umzugehen, insbesondere beim Sicherheitscheck.

5. Der Umgang mit Hilfsmitteln und Medikamenten

Medikamente Hilfsmittel sind für die Urlaubstage ausreichend mitzunehmen. Bei den Hilfsmitteln sollte die Menge eher höher kalkuliert werden. Sollte der Transport der Hilfsmittel Schwierigkeiten bereiten, ist auch denkbar, die Hilfsmittel vorab per Post an die Unterkunft zu senden. Ein offener Umgang mit dem Thema Hilfsmittel ist auch hier unbedingt ratsam. Hilfreich können die sogenannten Hilfsmittelpässe sein. Damit kann die Kommunikation erleichtert werden.

Unterwegs stellt sich häufig heraus, dass es gar nicht so einfach ist, Hilfsmittel auch wieder zu entsorgen. Hier hat es sich als große Hilfe erwiesen, geruchsneutralisierende Beutel dabei zu haben.

6. Perfekte Urlaubstage

Das Gefühl von Sicherheit ist eine wichtige Voraussetzung für perfekte Urlaubstage. Nutzen Sie alles, was das Leben erleichtert: Bequeme Kleidung, die den Wechsel Ihrer Hilfsmittel problemlos zulassen, Urinale und Urinflaschen, wasserdichte Bettauflagen für Ihre Unterkunft, Apps für die Toilettensuche vor Ort oder Inko-Bademode.

Pressekontakt der Deutschen Kontinenz Gesellschaft
Dr. Marion Friers
Geschäftsführerin der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V.

Kontakt:
Telefon: 069 – 795 88 393
E-Mail: presse@kontinenz-gesellschaft.de
Website: www.kontinenz-gesellschaft.de

Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. wurde 1987 gegründet und ist die einzige medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich als ausgewiesenes Netzwerk von 2500 Fachexpert:innen auf die Förderung der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Menschen mit Problemen der Harn- und Stuhlinkontinenz sowie funktionellen Störungen und Erkrankungen des Beckenbodens spezialisiert hat. Sie gehört zu den wenigen interdisziplinär aufgestellten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften und ist auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF).

Mitglieder der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. sind Mediziner:innen der Fachrichtungen Urologie, Gynäkologie und Chirurgie, sowie der Fachrichtung Neurologie und Pädiatrie, spezialisierte Pflegefachkräfte und Physotherapeut:innen sowie Apotheker:innen. Zu den zentralen Aufgaben der Deutschen Kontinenz Gesellschaft gehören neben Information und Aufklärung insbesondere das Thema Qualitätssicherung in der Behandlung und Beratung von Menschen mit Inkontinenz. Hier trägt die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. zur qualitativ hochwertigen Versorgung von Betroffenen bei, indem sie bundesweit flächendeckend ärztliche Beratungsstellen anerkennt und mit vier weiteren medizinischen Fachgesellschaften die Zertifizierung von Kontinenz- und Beckenboden-Zentren vornimmt. Darüber hinaus zertifiziert die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie die Zentren für Interstitielle Zystitis – IC (Blasenschmerzsyndrom). Bundesweit gibt es 1120 Beratungsstellen, 44 Kontinenz- und Beckenbodenzentren sowie 11 IC-Zentren. Weiterhin fördert die Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. aktiv mit regelmäßigen Kongressen und unterschiedlichen Bildungsangeboten einen gezielten Wissenschaftstransfer in die Praxis.