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Viel zu oft müssen

Das Symptom der Überaktiven Blase und was Sie dagegen tun können

Sie kennen das Gefühl, ganz schnell zur Toilette zu müssen und dann kommen wieder nur – wenn überhaupt – wenige Tropfen? Dann leiden Sie sehr wahrscheinlich an der sogenannten Reizblase, die in Fachkreisen auch „Syndrom der überaktiven Blase“ genannt wird Diese tritt meist ohne Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen auf – solche Symptome charakterisieren eher eine Blasenentzündung oder eine Harnwegsinfektion.

Die Zahl der von einer Überaktiven Blase Betroffenen geht in die Millionen. Viele müssen pro Tage und Nacht bis zu 20-mal zur Toilette. Dabei unterscheidet man zwischen einer trockenen und einer nassen überaktiven Blase, je nachdem, ob damit auch eine Dranginkontinenz verbunden ist. Von einer „trockenen“ Überaktiven Blase spricht man, wenn der Betroffene die Toilette gerade noch erreicht.

Ursache der Überaktiven Blase kann die Blasenmuskulatur sein

Warum es zur Überaktiven Blase kommt, ist medizinisch nicht endgültig geklärt. Vermutlich lässt sich bei den Betroffenen die Blasenmuskelaktivität nicht gut genug regulieren oder die Blase sendet Signale, die nicht mit ihrem Füllungszustand übereinstimmen. So kann sich der Blasenmuskel auch dann zusammenziehen, wenn die Blase gar nicht wirklich gefüllt ist. Es gibt nachweislich aber zumindest einige Faktoren, die das Entstehen der Überaktiven Blase begünstigen oder verstärken können:

  • Hormon-Veränderungen, bspw. ein Östrogenmangel bei Frauen
  • Altersbedingte Harnwegsveränderungen
  • Übergewicht oder Schwangerschaft und daraus resultierender verstärkter Druck auf die Blase
  • Chronische Verstopfung
  • Eine Gebärmuttersenkung bei der Frau
  • Eine Prostata-Vergrößerung beim Mann
  • Neurologische Erkrankungen

Krankhafte Ursachen der Überaktiven Blase ausschließen

Eine Überaktive Blase ist – ähnlich wie ein Reizdarm – eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass die Diagnose erst gestellt wird, wenn trotz ausführlicher Diagnostik keine Erkrankung als Ursache für die Symptome gefunden werden kann.

In der Regel erfragt der Arzt hierfür zunächst die Beschwerden, Trink- und Essgewohnheiten sowie mögliche Vorerkrankungen. Meist werden Sie als Patient dann aufgefordert, über einige Tage in einem so genannten Miktionstagebuch Häufigkeit der Toilettengänge, Urinmenge und das Trinkverhalten zu notieren.

Außerdem werden meist eine körperliche Untersuchung sowie ein Ultraschall der Harnblase durchgeführt. Sinnvoll ist zudem die Untersuchung von Blut und Urin, um Erkrankungen oder eine Infektionen Ihrer Harnwege auszuschließen.

In unklaren Fällen empfehlen wir von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft weiterführende medizinische Untersuchungen. Dies können z. B. ein rektaler oder vaginaler Ultraschall eine Harnflussmessung oder auch eine Harnblasendruckmessung sein. Besteht der Verdacht auf bestimmte Erkrankungen von Harnröhre und Harnblase, ist evtl. eine Blasenspiegelung erforderlich.

Was Sie gegen die Überaktive Blase tun können

Es gibt zahlreiche Medikamente gegen die Überaktive Blase. Wir von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft, empfehlen, neben der ärztlich geleiteten und wirksamen medikamentösen Therapie der Überaktiven Blase zunächst mit diversen Maßnahmen zu begegnen, so lange sie noch nicht stark ausgeprägt ist. Denn oft reichen bereits solche konservativen Therapieansätze, um eine deutliche Besserung zu erreichen:

  • Bereits das Integrieren von Beckenbodentraining in die Lebensgewohnheiten kann die Beschwerden lindern. Damit sollte der Harndrang aktiv unterdrückt werden, um die Zeit zwischen den Gängen zur Toilette Schritt für Schritt zu verlängern.
  • Bewährt hat sich auch, das Beckenbodentraining mit dem Führen eines Tagebuchs zu kombinieren. Damit lässt sich Trink- und Toilettenverhalten analysieren, um auf dieser Basis einen Plan für ein Blasentraining zu erstellen.
  • Eine Verstärkung des Trainingseffekts lässt sich manchmal auch durch „Biofeedback“ erreichen. Dabei messen aufgeklebte Elektroden im Dammbereich die Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur und verwandeln diese in sichtbare Signale. So lässt sich der Trainingseffekt erkennbar messen.
  • Auch eine Stimulation der Beckenbodenmuskulatur durch elektrische Impulse kann gegen die Überaktive Blase helfen. Mittels einer in der Vagina oder im After platzierten Elektrode oder mit einer an den oberflächlichen Nerv im Bereich des Knöchels gesetzten Elektronadel soll ein Stromimpuls die Aktivität des Blasenmuskels verringern – bestenfalls als zusätzliche 

 

Medikamente gegen die Überaktive Blase

Die zahlreichen Medikamente gegen die Überaktive Blase (Anticholinergika) sollen die Rezeptoren am Blasenmuskel blockieren und dessen Aktivität einschränken. Für Frauen gibt es daneben auch Östrogenpräparate, die lokal in der Scheide wirken sollen. Mit einer schnellen Verbesserung der Symptome ist allerdings nicht zu rechnen. Oftmals tritt erst nach einigen Wochen eine spürbare Verbesserung ein. Zudem kommt es vor allem bei den Anticholinergika zu Nebenwirkungen wie etwa Mundtrockenheit, Übelkeit, Verstopfung, Herzrasen oder auch Sehstörungen bzw. einem erhöhten Augeninnendruck.Können Anticholinergika nicht eingesetzt werden, kann ein Medikament mit anderem Wirkmechanismus Abhilfe schaffen (Mirabegron).

Bei schweren Fällen der Überaktive Blase hilft nur die Operation

 

Sie haben alles versucht, aber Ihre Überaktive Blase bessert sich nicht? Dann könnten operative Eingriffe eine weitere Möglichkeit sein, um eine Verbesserung Ihrer Situation zu erzielen:

  • Das Spritzen von Botulinumtoxin (Botox) in die Blasenwand kann bspw. den Blasenmuskel teilweise lähmen. Das Einsetzen von Elektroden an die Kreuzbein-Nervenwurzeln stimuliert dagegen die Nerven der Blase und damit ihre Aktivität (sakrale Neuromodulation).
  • Vermeiden Sie „reizende“ Lebensmittel, z. B. Zitrusfrüchte, Tomaten, künstliche Süßstoffe kohlensäurehaltige Getränke, scharfe Gewürze, Aromen, Konservierungsstoffe oder auch Nikotin
  • Reduzieren Sie Übergewicht, das den Druck auf die Blase erhöht.
  • Meiden Sie harntreibende Substanzen, wie Kaffee oder Alkohol (Bier und Wein). Auch Nieren- und Blasentees haben oft einen harntreibenden Effekt haben.
  • Trinken Sie anders als bisher, z. B. in dem Sie die Flüssigkeitszufuhr über den Tag verteilen. Zwei Stunden vor der Nachtruhe sollten Sie das Trinken einstellen, um nächtlichem Harndrang entgegenzuwirken. Achten Sie trotzdem darauf, dass Sie ca. 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen.
  • Bringen Sie Ihren Darm in Schwung, denn Verstopfung verstärkt die Symptome der Überaktiven Blase, weil der gefüllte Darm auf die Blase drückt. Regelmäßiger Stuhlgang hilft gegen die Überaktive Blase.