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Diabetes als Inkontinenz-Ursache

(Nicht nur) eine Frage der Einstellung

Geschätzt leiden rund 10 % der Menschen in Deutschland an einer oder mehreren Formen von Inkontinenz. Die Dunkelziffer ist aber sicher noch höher! Dazu gehören auch sehr viele Patientinnen und Patienten mit Diabetes. Vermutlich haben 60 – 70 % der „Zuckerkranken“ damit zu tun – reden aber aus Scham nicht darüber. Nicht selten verzögern sich deshalb – unnötigerweise – die Diagnose und die Behandlung.

Wie eine diabetische Harninkontinenz entsteht

Große Schwankungen im Blutzuckerspiegel wirken sich bei von Diabetes Betroffenen auf Organe wie Nieren und Augen aus. Was viele nicht wissen: Hohe Zuckerwerte schädigen auf Dauer auch das Nervensystem und damit gehört eine Harninkontinenz zu den häufigsten Folgen einer Diabeteserkrankung. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch, senden die Nerven dem Gehirn kein Signal mehr, dass die Blase voll ist. Die Folge: Die Blase ist oft überfüllt, was die Blasenwand überdehnt, den Blasenmuskel schwächt und nach dem Toilettengang Restharn in der Blase zurückhält. Das wiederum öffnet Bakterien und Keimen Tür und Tor – Harnwegsinfektionen und verstärkter Harndrang sind typische und ernstzunehmende Folgen. Wird der Restharn chronisch, kann das sogar ein Nierenversagen auslösen. Es kann aber auch durch diabetesbedingte Gefäßveränderungen zu einer Störung der Harnblasenkontrolle im Gehirn kommen. Dann sind Symptome einer Überaktiven Blase mit häufigem und nötigem Harndrang und Urinverlust auf dem Weg zur Toilette die Folge.

Hinzukommen kann eine altersbedingte Schwäche aller Schließmuskel und des Beckenbodens, aber auch eine erhöhte Zuckerausscheidung durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antidiabetika. Die Symptome einer Inkontinenz gehen auch bei Diabetikern in der Regel nicht von selbst weg und sollten auf jeden Fall ärztlich behandelt werden!

Was tun bei Inkontinenz-Problemen durch Diabetes?

Auch hier heißt unser erster und vielleicht wichtigster Rat als Deutsche Kontinenz Gesellschaft: Scheuen Sie sich nicht, darüber zu sprechen! Nutzen Sie die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zur Diabetesbehandlung und berichten Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin offen von Ihren Blasen- und/oder Inkontinenzbeschwerden. Lassen Sie im Zuge dessen auch den Urin auf Entzündungswerte prüfen und unbedingt auch eine Messung des Restharns vornehmen. Nur so wird eine gezielte urologische Diagnostik und damit eine effektive Behandlung überhaupt erst möglich!

Für alle Diabetiker im Vordergrund – als vielleicht beste und auch vorbeugende Therapie – steht in jedem Fall ein individuell gut eingestellter Blutzucker. Dazu tragen sowohl eine achtsame Ernährung als auch ggf. Medikamente bei. Auch tägliche Bewegung, wie z.B. 10.000 Schritte, spielt eine maßgebliche Rolle, um eine Normalisierung des Gewichtes und damit eine verbesserte Zuckereinstellung zu erreichen.

Neben einem Blutzuckerspiegel im Normalbereich kann aber vor allem Beckenbodentraining Inkontinenz aufgrund von Diabetes deutlich verbessern und lindern. Je nach Inkontinenzform hilft bei Frauen in den Wechseljahren oft auch ein lokal verabreichtes Östrogen oder Medikamente zur Dämpfung einer überaktiven Blase.

Diabetes und Blasenentzündungen

Frauen leiden grundsätzlich öfter an Blasenentzündungen als Männer. Das ist anatomisch in einer kürzeren Harnröhre begründet, die es Keimen aus dem Scheidenvorhof leichter macht, in die Blase einzudringen. Hinzu kommt, dass dauerhaft überhöhte Blutzuckerwerte die Immunabwehr schwächen. Der Körper kann „Angriffe“ in Form von Bakterien nicht so leicht abwehren. Zudem stellt der bei Diabetikern mit schlechter Einstellung oftmals im Urin auftauchende Zucker geradezu ein Eldorado für Krankheitserreger, die sich dann verstärkt vermehren. Auch hier helfen in erster Linie die richtige Einstellung des Blutzuckerspiegels, die Stärkung der Immunabwehr und als (kurzfristige) Therapie Antibiotika. Aber Achtung: Lassen Sie Ihre Medikamente unbedingt auf Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Arzneien abklären!